Samstag, 25. Juni 2011

Wandertag

Im öffentlichen Dienst gibt es bezahlte Betriebsausflüge. Bei uns heißt dieser Tag Wandertag. Tolle Sache für alle, die in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt sind. Jetzt werden wieder alle sagen: Ja, ja, der ÖD. Aber kein Neid! Ich kenne viele Arbeitgeber, die mit ihren Angestellten das Gleiche machen und Betriebsfeste (auch während der Arbeitszeit) veranstalten und sogar mal kurz nach Malle fliegen. Wessen Arbeitgeber dies nicht macht, der hat halt mal Pech gehabt.
Wir unternehmen jedes Jahr etwas und es ist auch die Mehrheit immer mit dabei. Wir waren im Spreewald paddeln, haben uns die neuen Seen in der Lausitz angesehen, die Brauerei Neuzelle mit Bierverkostung besucht, eine Radtour gemacht, Dampferfahrt usw. usf. Dieses Jahr waren wir in einem Kletterwald klettern. Ich nun mal nicht. Zu anstrengend. Ich war mit einigen anderen bowlen. Einfach toll.
Danach haben wir es uns mit Grill, Salaten und mehr oder weniger geistigen Getränken gemütlich gemacht. Diesmal habe ich mich bereit erklärt, meine Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen und musste deshalb Einiges besorgen, so dass ich unbedingt mit dem Auto fahren musste. Und was passiert dann, wenn man mit dem Auto fährt? Man kann nicht mehr die geistigen Getränke verinnerlichen. War ja auch mal gut so. Eigentlich trinke ich dreimal im Jahr richtig ordentlich. Herrentag, Wandertag und Weihnachtsfeier. Zum Zeitpunkt des Wandertages hatte ich meine dreimal schon hinter mir. Darum war es ja auch nicht so schlimm. Das Nichtrinken und so. Jedenfalls nicht ganz so schlimm.
Erst mussten wir aber noch auf das Grillfleisch warten. Und da vertreibt man sich die Zeit eben mit Getränken. Blöd nur, dass das 20 Liter Fass Bier im Auto war, welches das Fleich abholte. Egal. Collieweise ging schon mal der Kümmerling und die Frauenliköre durch die Reihen. Als dann endlich das Auto da war, kam nun noch Bier und Sekt dazu. Toll!
Diesmal konnte ich den Verfall diverser Kollegen minütlich miterleben. In der Vergangenheit reihte ich mich bei ihnen ein. Nach dem Essen war immernoch so viel Alkohol da. Ist kein Problem bei uns. Auch ohne mich.
Ich hielt mich schön an Wasser und Apfelschorle. Durch die Kohlensäure blähte ich immer mehr auf und fühlte mich auch garnicht mehr so gut. Das war das Schlimme an der ganzen Sache.
Nachdem der größte Teil den Heimweg angetreten hatte, war immer noch ein Rest von ca. 15 Männern und Frauen verblieben, die sich auch nicht vom Feiern abbringen ließen, als man uns höflich aber bestimmt aufforderte, den Pavillon endlich zu verlassen. Schreckt uns nicht ab. Die Abschlußgetränke kann man auch in der naheliegenden Bowlingbahn zu sich nehmen. In weiser Voraussicht platzierte man uns außerhalb des Gebäudes. Wahrscheinlich des Lärmpiegels wegen. Frauen kommunizieren halt in einer anderen Frequenz. Langsam stellten sich auch Ausfälle der einen oder anderen Art ein. Die Koordination ließ nach und das Gedächtnis auch. Einer unserer dem Alkohol zusprechenden Kollegen bewegte sich am Rande von Alzheimer. Halbstündlich lernte er neue Kollegen bzw. deren Namen kennen.
Getreu dem Motto "Geboren um zu dienen" erklärte ich mich bereit, 4 Kollegen nach Hause zu fahren. Nach 10 Minuten war im Auto eine Luft, die es verbot, eine Zigarette anzuzünden.
Ich erlebte nun am eigenen Leib, wie man sich als erwachsener Mann, nach dem Konsum unzähliger Biere und Schnäpse, sich langsam wieder seinem frühkindlichen Stadium zuwendtet.
Immer mehr erlangte ich zu der Erkenntnis, dass es für meine Frau und den mich nach solchen Ereignissen fahrenden Taxifahrern, nicht immer leicht fällt, mich zu ertragen.
Am nächsten Tag überlegte ich auch kurz (aber wirklich nur ganz kurz), ob ich mich nicht in der Zukunft anders verhalten werde. Ich glaube aber nicht. Jeder möchte doch mal wieder Kind sein, oder?
Heute dann besuchten uns die Kinder und der Junge sagte: "Wir haben dann mal ´ne Flasche Ouzo dabei."
Zum Glück habe ich mir nach dem Wandertag keine guten Vorsätze vorgenommen. Und ´ne Weihnachtsfeier gibts ja auch noch.
Na dann Prost!

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