Montag, 27. Juni 2011

Nase schnauben

Ab und zu sieht man Menschen, die sich im Auto oder auch in öffentlichen Verkehrsmitteln die Nase schnäutzen. Is ja nichts dabei, oder? Wenn man dann mal genauer hinsieht, wird einem auffallen, dass eine Vielzahl der Schnäutzer, nach dem Schnäutzen, einen Blick in das vollgeschnaubte Tuch wagen. Warum nur? Was erwarten sie dort zu sehen? Je nach Intensität Hirnnmasse? Versteinerten Nasenschleim? Versuchen sie sone Art Kaffeesatzlesen? Ich weiß es nicht. Letztens habe auch ich einen Blick gewagt. Außer Glibber habe ich aber nichts entdeckt. Ich konnte damit auch nichts anfangen. Keine neuen Erkenntnisse. Ich war eher erschrocken, dass ich genauso hirnig bin und mir das antue.
Okay, manch einer holt das Letzte aus sich raus. Ist ja auch schon mal was.
Es wird wohl ein weiteres Mysterium der Menschheit bleiben.
Gut Tuch!

Fiiisch

Immer häufiger sieht man jetzt einen Fisch am Auto, Transporter oder LKW. Wat soll dat janze?
Ist es ein neuer Autoausstatter? Sind hier Angler unterwegs? Oder essen alle nur noch bei Nordsee? Sind es alle Fans von Pietro Lombardi?
Nö, es sind Menschen, die sich als Christen outen!

Man, das ist ja wirklich toll, das es Menschen gibt, die allen mitteilen wollen, dass sie zu der immer kleiner werdenden Gruppe der bekennenden Christen gehören. Interessant ist es vielleicht für das Finanzamt. Das Kirchensteueraufkommen sinkt seit 2008 kontinuierlich. Also Finanzbeamte: Kennzeichen aufschreiben und eine Kontrollmitteilung ans Wohnsitzfinanzamt!
Immer mehr Menschen treten aus der Gemeinschaft Gottes aus. Warum wohl? Bis jetzt hat Gott den Menschen bei ihren Problemen wie Überbevölkerung, Kriegen, Hunger, Krankheiten, Naturkatastrophen usw. noch nicht geholfen. Seinem geliebten Volk läßt eri keine Hilfe angedeihen. Im Gegenteil. Er läßt es zu, dass alte, sabbernde Säcke sich an Schutzbefohlenen vergreifen. Wenn es dann rauskommt, kann man (jedenfalls als Katholik ja beichten) aus dem Säckel Kirchensteuer mal 5000 Euro Entschädigung zahlen. Entschädigung für eine versaute Kindheit, für ein Leben lang Scham und Verstörung. Super!

Wie schreibt schon Richard Dawkins in seinem Buch "Der Gotteswahn": "Der Gott des Alten Testaments ist die unangenehmste Gestalt der gesamten Dichtung: eifersüchtig und auch noch stolz darauf; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Kontroll-Freak; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, kinds- und völkermörderischer, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann." Das Buch ist einfach gut. Zitat "Stern" vom 06.10.2007:
Dawkins selbst führt die Gottesbeweise des Thomas von Aquin aus dem 13. Jahrhundert ad absurdum, etwa den vierten, das Argument der Stufungen. Es gebe, so lehrt der Heilige, Abstufungen, etwa von Tugend oder Vollkommenheit. Aber solche Abstufungen können wir nur durch den Vergleich mit einem Maximum beurteilen. Menschen können sowohl gut als auch schlecht sein, also kann das Maximum des Gutseins nicht in uns liegen. Es muss ein anderes Maximum geben, und das nennen wir Gott. "Das soll ein Argument sein?", lästert Dawkins. "Ebenso gut kann man sagen: Die Menschen unterscheiden sich in der Stärke ihres Körpergeruchs, aber einen Vergleich können wir nur anhand eines vollkommenen Maximums an vorstellbarem Körpergeruch anstellen. Es muss also einen überragenden Stinker geben, der nicht seinesgleichen hat, und den nennen wir Gott."


Alles was an Gutem und Schlechtem auf dieser Welt ist, haben Menschen zu verantworten. Gott ist die Ausrede, die viele Menschen brauchen, um ihr Gewissen zu beruhigen. Um weiter nur an sich zu denken.
Religion ist halt Opium für das Volk.
Aber im September werden wieder alle glücklich sein und hinrennen, wenn der Papst nach Deutschland kommt. Kritische Stimmen werden unterdrückt. Die alten Männer werden mit alten Gesängen und Riten sich beweihräuchern und wahrscheinlich unter dem Deckmantel des ach so lieben Gottes weiter ihr Ungemach mit Kindern treiben, Homosexuelle verteufeln, Frauen in der Küche festbinden und für alles Schlechte in dieser Welt, Minderheiten verantwortlich machen.
Amen

Samstag, 25. Juni 2011

Wandertag

Im öffentlichen Dienst gibt es bezahlte Betriebsausflüge. Bei uns heißt dieser Tag Wandertag. Tolle Sache für alle, die in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt sind. Jetzt werden wieder alle sagen: Ja, ja, der ÖD. Aber kein Neid! Ich kenne viele Arbeitgeber, die mit ihren Angestellten das Gleiche machen und Betriebsfeste (auch während der Arbeitszeit) veranstalten und sogar mal kurz nach Malle fliegen. Wessen Arbeitgeber dies nicht macht, der hat halt mal Pech gehabt.
Wir unternehmen jedes Jahr etwas und es ist auch die Mehrheit immer mit dabei. Wir waren im Spreewald paddeln, haben uns die neuen Seen in der Lausitz angesehen, die Brauerei Neuzelle mit Bierverkostung besucht, eine Radtour gemacht, Dampferfahrt usw. usf. Dieses Jahr waren wir in einem Kletterwald klettern. Ich nun mal nicht. Zu anstrengend. Ich war mit einigen anderen bowlen. Einfach toll.
Danach haben wir es uns mit Grill, Salaten und mehr oder weniger geistigen Getränken gemütlich gemacht. Diesmal habe ich mich bereit erklärt, meine Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen und musste deshalb Einiges besorgen, so dass ich unbedingt mit dem Auto fahren musste. Und was passiert dann, wenn man mit dem Auto fährt? Man kann nicht mehr die geistigen Getränke verinnerlichen. War ja auch mal gut so. Eigentlich trinke ich dreimal im Jahr richtig ordentlich. Herrentag, Wandertag und Weihnachtsfeier. Zum Zeitpunkt des Wandertages hatte ich meine dreimal schon hinter mir. Darum war es ja auch nicht so schlimm. Das Nichtrinken und so. Jedenfalls nicht ganz so schlimm.
Erst mussten wir aber noch auf das Grillfleisch warten. Und da vertreibt man sich die Zeit eben mit Getränken. Blöd nur, dass das 20 Liter Fass Bier im Auto war, welches das Fleich abholte. Egal. Collieweise ging schon mal der Kümmerling und die Frauenliköre durch die Reihen. Als dann endlich das Auto da war, kam nun noch Bier und Sekt dazu. Toll!
Diesmal konnte ich den Verfall diverser Kollegen minütlich miterleben. In der Vergangenheit reihte ich mich bei ihnen ein. Nach dem Essen war immernoch so viel Alkohol da. Ist kein Problem bei uns. Auch ohne mich.
Ich hielt mich schön an Wasser und Apfelschorle. Durch die Kohlensäure blähte ich immer mehr auf und fühlte mich auch garnicht mehr so gut. Das war das Schlimme an der ganzen Sache.
Nachdem der größte Teil den Heimweg angetreten hatte, war immer noch ein Rest von ca. 15 Männern und Frauen verblieben, die sich auch nicht vom Feiern abbringen ließen, als man uns höflich aber bestimmt aufforderte, den Pavillon endlich zu verlassen. Schreckt uns nicht ab. Die Abschlußgetränke kann man auch in der naheliegenden Bowlingbahn zu sich nehmen. In weiser Voraussicht platzierte man uns außerhalb des Gebäudes. Wahrscheinlich des Lärmpiegels wegen. Frauen kommunizieren halt in einer anderen Frequenz. Langsam stellten sich auch Ausfälle der einen oder anderen Art ein. Die Koordination ließ nach und das Gedächtnis auch. Einer unserer dem Alkohol zusprechenden Kollegen bewegte sich am Rande von Alzheimer. Halbstündlich lernte er neue Kollegen bzw. deren Namen kennen.
Getreu dem Motto "Geboren um zu dienen" erklärte ich mich bereit, 4 Kollegen nach Hause zu fahren. Nach 10 Minuten war im Auto eine Luft, die es verbot, eine Zigarette anzuzünden.
Ich erlebte nun am eigenen Leib, wie man sich als erwachsener Mann, nach dem Konsum unzähliger Biere und Schnäpse, sich langsam wieder seinem frühkindlichen Stadium zuwendtet.
Immer mehr erlangte ich zu der Erkenntnis, dass es für meine Frau und den mich nach solchen Ereignissen fahrenden Taxifahrern, nicht immer leicht fällt, mich zu ertragen.
Am nächsten Tag überlegte ich auch kurz (aber wirklich nur ganz kurz), ob ich mich nicht in der Zukunft anders verhalten werde. Ich glaube aber nicht. Jeder möchte doch mal wieder Kind sein, oder?
Heute dann besuchten uns die Kinder und der Junge sagte: "Wir haben dann mal ´ne Flasche Ouzo dabei."
Zum Glück habe ich mir nach dem Wandertag keine guten Vorsätze vorgenommen. Und ´ne Weihnachtsfeier gibts ja auch noch.
Na dann Prost!

Mittwoch, 15. Juni 2011

Olfaktorik

Jeden Freitag machen wir unseren großen Wocheneinkauf. Dazu bewegen wir uns in ein großes Einkaufszentrum am Rande Berlins, welches zudem noch an Hellesdorf grenzt. Ich überlege noch, warum dieser Einkauf unbedingt immer an einem Freitag stattfinden muss. Aber es hat sich einmal so eingespielt.
Es ist jedesmal ein besonderes Erlebnis. Wer ein wenig Interesse an Soziologie hat, wird dort am richtigen Platz sein. Hunderte von Toastbrot und Cola aufgeschwemmten Menschen schieben sich durch dieses Einkaufszentrum. Armut oder Geldmangel ist dort nicht anzutreffen. Einkaufswagen quellen mit Tiefkühlkost, Limonaden die nur aus Zucker bestehen, Toastbroten und Süßigkeiten über. Lärmende, unbeaufsichtigte Kinder in Pink spielen Verstecken. Entnervte Eltern rufen ab und zu nach ihren Zöglingen. "Ey, willste endlich ma hörn tun? Sonst jibts nischt ßu Naschen!" Andere bleiben immer mal plötzlich mitten im Fluss stehen, versuchen sich zu erinnern, was noch fehlt, ehe sie ihren Einkaufszettel hervorkramen und versuchen, das zu entziffern, was man eine Woche lang auf zahlreichen Schmierzetteln gesammelt hat. Endlich entziffert, wird der Wagen herumgerissen und gegen den Strom bugsiert. Nachdem alle alles haben, beginnt ungefähr 20 Meter vor den Kassen, ein Wagenrennen, bei dem Ben Hur noch was hätte lernen können. Ungeahnte Kräfte bei vorher noch Lahmen und Scheintoten werden frei.
Aber das ist nicht das Schlimmste.
Wenn sich Projektionen über die Stria medialis zum Tuberculum olfactorium und weiter zum Septum bilden, ist alles zu spät. Dieser Schaltkreis ist für die Vermittlung des Gefühls zuständig, das wir empfinden, wenn wir einen Duft riechen. Wobei das Wort "Duft" hier nicht ganz so passt. Schlagartig fühlt man sich in die Nähe einer Sickergrube oder eines Rieselfeldes versetzt. Bei der Verbindung vom Bulbus olfactorius über die Stria lateralis kommt es zu einer Verbindung mit der Amygdala, dem lateralen Hypothalamus, anschließend dem basalen Vorderhirn und dem orbitofrontalen Cortex. Diese Verbindung ist die emotionale Komponente der olfaktorischen Wahrnehmung, der Geruchswahrnehmung. Welche "Emotionen" und "Gefühle" einem da kommen, kann man sich vorstellen. In einem Pumakäfig erwartet man nichts anderes. Aber beim Einkaufen in einem Einkaufszentrum? Besonders schlimme Gedanken bekommt man, wenn einem diese "Düfte" in der Nähe der Frischfleisch-, Wurst- oder Käsetheke erreichen. Menschen, vornehmlich Männer, in weißgemaserten, ehemals schwarzen T-Shirts mit vermutlich noch tropfenden Axeln wabern langsamst, damit jeder was von hat, durch die Gänge. Schneller werden ihre Schritte, der Blick stur geradeaus, bei der Abteilung "Kosmetika und Hygieneartikel". Gerade dort würde es sich lohnen zu verweilen. Nicht nur aufgrund der abmildernden anderen Gerüche. Nein, denn dort gibt es eine der wichtigsten Erfindungen unserer heutigen Zeit: das 96-h-Deo! Ich habe mich schon immer gefragt, für welche Menschen dieses gut sein sollte? Ich kenne keinen einzigen Menschen, der sich 4 Tage lang nicht wäscht. Na gut, vielleicht benutzen diese wandelnden Kloaken solch ein Deo, aber dann können sie nicht rechnen. 96 Stunden sind keine 3 Wochen.
Vielleicht sollte ich allen beim nächsten Einkauf einen Schnupfen wünschen. Oh no! Dann muss man ja durch den Mund atmen. Und diese Vorstellung ist ja noch schlimmer!
So habt euch trotzdem wohl.

Sonntag, 12. Juni 2011

Karneval der Kulturen

Nach vielen Jahren war ich mal wieder auf dem KDK. Wollte mal sehen, ob sich was verändert hat. Der KDK steht ja für kulturelle Vielfalt. Er versteht sich als Zentrum des wechselseitigen Kulturtransfers, er will das künstlerische Potential der in Berlin lebenden Zuwanderer fördern, sichtbar, hörbar und erlebbar machen.
Wenn man mal auf dem zugehörigen Volksfest mit seinen zahlreichen Ständen und Bühnen war, fällt einem etwas auf. So groß sind die Unterschiede zwischen den Kulturen gar nicht. In immer wiederkehrender Monotonie reihen sich Stände mit folgendem Angebot aneinander: Crepes, Couscous, Süßigkeiten, Caipi, Tücher, Silberschmuck, Schnitzereien, Kaffee, günstige Telefonkarten. Mehr gibt es nicht! Zwischendrin Musik von CD mit allen möglichen karibischen Klängen, wo mitteleuropäische Schwungmassen, dieselben, in dazu unmöglichen Rhythmen, in Bewegung bringen. Alles mampft und trinkt. Kulturaustausch findet seinen Weg im Kulinarischen. Tausende wälzen sich im Tip-Top-Tempo vorwärts, gestoppt von plötzlich verhakten Fahrrädern und Kinderwagen. Und Frauen, die ihren geduldigen Anhängseln den gerade auf der anderen Seite entdeckten Schmuckstand zeigen und ohne Rücksicht auf Gegenverkehr hinüberzerren.
Hunderte verschiedene Gerüche verursachen die gleichen Kopfschmerzen wie in einer Parfümerie.
Gedankenaustausch findet nur noch über Schreien statt. (Endlich kann man mal seinen Partner gefahrlos anbrüllen)
Das einzige Positive waren die Darbietungen auf denBühnen. Trommler (in den letzten Jahren leider etwas inflationär angeboten), coole Punkbands, tolles Blasorchester junger Leute und recht gute Darbietungen von Coverbands. Letztendlich kann man sagen: für die nachsten 3,4 Jahre hats wiedermal gereicht. Gelohnt hat es sich nur für die Bühnen und schade, dass der Unterschied zwischen den Kulturen offensichtlich nicht so groß, ja eher garnicht vorhanden ist. In dieser globalisierten Welt verbindet uns nur noch Nepp und Kommerz. Globalisierung der Kulturen halt. Dann bis zum nächsten Rummel. So long.

Freitag, 10. Juni 2011

Die Jugend

Wat los mit der Jugend? Ich weiß gar nicht, ob ich es so verallgemeinern kann. Aber ist die Jugend noch normal? Das haben bestimmt schon unsere Großeltern und Eltern gesagt. Aber heute ist es, glaube ich, besonders deutlich zu sehen, dass eine große Anzahl an Jugendlichen nicht mehr richtig ticken.
Unterricht nach eigener Fasson, Schulen ohne Türen, tanzen, malen... Kreativität ohne Ende und keine Autorität akzeptieren- gibts ja im wahren Leben auch nicht: Autoritäten, Vorgesetzte etc.-, um nur einige Merkmale frühkindlicher (Fehl-)Entwicklung zu nennen. Leben ihne Inhalte.
Nur noch Komasaufen im Kopp.Wann hat man das letzte Mal einen Jugendlichen gesehen, der einem Älteren einen Platz im ÖPNV frei macht? Da schiebt man ein Rucksack ein wenig zur Seite um sich hinzusetzen und bekommt als Antwort: " Ey, machste dit nochmal, stech ich dich ab."
Deutsch wird offensichtlich in unserem freien Schulsystem nicht mehr gelehrt. Durch meinen Job sehe ich viele Bewerbungsschreiben. Oh Gott! Das gibt es nicht! Aber wozu auch bewerben? Irgendwann kommt bestimmt Einer vorbei, der einen Job anbietet, in dem man nicht viel arbeiten muss und trotzdem viel Geld verdient. Na ja, wer nicht arbeitet, soll wenigstens gut essen!
Und dann dieses Fordernde. Soll ich heute mit dem Fahrrad zur Schule fahren? Nö, gibt ja noch ein Auto, mit dem man gebracht und geholt werden kann. Und in der Freizeit muss dass Prinzesschen oder der Prinz auch noch gefahren werden, damit ja nicht allzu viel Freizeit flöten geht. Erholungsphasen unserer achso gestressten Engelchen sind wahnsinnig wichtig! Und die Eltern machen auch noch mit. Wahrscheinlich noch bis zum dreißigsten Lebensjahr im Hotel Mama.
Warum nur?

Sonntag, 5. Juni 2011

Nachbarn

Wenn ich von der Wohnung spreche, in der wir wohnen, spreche ich immer davon, welches Glück wir hatten, diese zu bekommen. Wir sind wirklich zufrieden. Neben den allgemeinen Vorteilen dieser Wohnung (Fahrstuhl, Trockenraum, Parkplatz, Ruhe, 6 m Südbalkon usw.) wiegt ein Vorteil ganz besonders schwer. Wir wohnen ganz oben. Von hier hat man einen guten Ausblick auf unsere Nachbarn. Es sind ja nicht direkte Nachbarn im eigentlichen Sinne. Ich meine die Bewohner der umliegenden Reihenhäuser. Es teilen sich immer 3 oder 4 Familien ein Häusertrackt mit kleinem Garten. So richtig privat kann es auch mit den aufgebauten Zäunen und gewachsenen Hecken nicht sein. Wir hier oben hören zum Teil jedes Gespräch und jedes Teller abkratzen.
Es gibt eigentlich immer was zu sehen. Da gibt es den alten Herren mit dem Mercedes, der wie ein pubertierender Jüngling mit ungefähr 150 Dezibel Musik fährt und die Einkäufe seine Frau reintragen lässt. Da gibt es liebe Opas und die ruhe störenden Handwerker. Und es gibt eine ruhelose Frau. Bei Schulkindern heißt es wohl ADHS. Bei Erwachsenen weiß ich es nicht.
Letztens wuselte sie im Grünbereich vor ihrem Teilhaus. Lange habe ich nicht rauskommen, was sie dort machte. Meine Frau erkannte es. Sie manikürte ihren Rasen. Geschlagene 3 oder sogar noch mehr Stunden, rückte sie zentimeterweise Butterblumen und anderem Unkraut auf dem Leib. Hockend, kriechend, liegend und sitzend popelte sie mit Nagelscheere, Schippchen und sonst welchem Gerät Grünzeug aus dem Rasen. Leider sieht man es nicht, wenn man an dem Haus vorbeigeht. Ein anderes Mal kratzte sie mit der gleichen Ruhe und Ausdauer Unkraut aus den Fugen des Weges. Heute, nach einer Stunde walken bei ca. 35 Grad in der Sonne, machte sie sich dran, eine freistehende Weide mit Leiter und Bolzenschneider! zu stutzen. Ihren Mann sieht man nur einmal im Monat, beim Putzen seines Vectras. Auch das stundenlang.
Es gibt auch den allein lebenden Herrn mit Katze, mal adhoc etwas für sich und Mietze grillend. Das finde ich niedlich.
Es sind aber nicht nur die Reihenhäusler. Auch in den einsehbaren Mietwohnungen gibt es Unikate. Z.B. Unterhose (habe ihn selten, was anderes auf seinen Balkon anhabend gesehen) beginnt schon mal, morgens um 6 Uhr Fenster und Balkon zu putzen. Ich muss in der Woche so früh aufstehen. Aber was, in Gottes Namen, müssen Rentner so früh schon rumwerkeln?
Eins muss man aber sagen, sie stören niemanden, leben in einer Gleichmäßigkeit, die es zu bewundern gilt. Andere würden sagen, dass ist spießig. Aber warten wir mal ab, wie wir werden, wenn wir so alt sind und nichts mehr zu tun haben. Bitte nicht so. Bis denne denn.

Samstag, 4. Juni 2011

Heut ist ein wunderschöner Tag ...

die Sonne lacht uns so hell ... So hieß es in einem Lied aus alten, fast vergessenen Pioniertagen. Aber ich erinnere mich grade jetzt daran.
Der allerletzte Rest Alkohol vom Herrentag wurde nunmehr bei 33° C im Schatten der Markise ausgeschwitzt. Grade das Buch von Jan Josef Liefers ausgelesen. Leicht und frisch geschrieben, bringt es diverse Erinnerungen an frühere Zeiten zurück. Er ist ja nun nicht Tonne älter, so dass doch einiges seiner beschriebenen Erinnerungen, mich ebenfalls in Kindheitstage zurückkatapultierte. Manchmal mit anderen Ergebnissen. Und so habe ich mich an dieses Lied erinnert. Es gehörte nicht zu meinen Lieblingsliedern, im Gegenteil. In der 5. Klasse mussten wir es oft bei unserer Klassenlehrerin singen. Offensichtlich dachte sie, dass nach diesem Lied der Pionierbewegung wir auch fröhlich, lachend und sonstwie begeistert, uns in den Schulalltag werfen würden. Aber da hat sie falsch gedacht. Es ist wohl das Los eines Lehrers, grundsätzlich anders als seine Schüler zu denken. Und das wollte ich auch mal werden. Bin ich aber nicht und somit auch einer frühen Einweisung in eine geschlossene Abteilung entkommen. Was nicht ist, kann ja noch werden. Mal sehen, was das Leben noch so bereit hält. Seid Bereit!

Freitag, 3. Juni 2011

So, das wäre auch wieder geschafft. Der Herrentag liegt hinter uns und dem Körper geht es minütlich besser. Nachdem ich zuerst einen Computer reparieren musste der gar nicht kaputt war, ging ich erstmal ordentlich frühstücken. Dann, wie jedes Jahr, ging es auf den Hockeyplatz zum Fussballturnier. Dort traf man die gleichen Leute, wie jedes Jahr und man wunderte sich, wieviel doch noch leben. Damit musste man nicht unbedingt rechnen. Offensichtlich konserviert Alkohol recht gut. Nachdem die ersten Biere vernichtet wurden und man wm-reifen Fussballakrobaten zugesehen hatte, überlegte man wie die alljährliche Prozedur absolviert wird. So ein Blödsinn. Als wenn wir etwas anders machen würden. Also, nachdem es immer wärmer wurde, flüchteten wir in unsere Billadkneipe. Stundenlang Billard spielen war angesagt und man merkte, wie der Alkohol wirkte. Die Stöße wurden schwieriger, das Treffen klappte nicht immer. Vielleicht wird es ja beim Darten besser?! Also, ab in die nächste Kneipe. Aber es wurde nicht besser. Trotzdem wurden alle Möglichkeiten hoch und runter gespielt. Nachdem es keine 2-Euro-Stücke mehr gab, wollten wir noch auf ein paar Absacker in unsere alte Stammkneipe. Alles kein Problem. Auch dort die gleichen, alten Sabbelköppe. Im Vorfeld habe ich mir schon einen Taxifahrer besorgt, aber als es dann soweit war, war er schon daheeme und ich musste dann doch mit dem ÖPNV den Heimweg bestreiten. Erstmal schön abgeruht. Ist ja auch anstrengend so'n Tag. Die Fahrt ging bis zur Endstation. Jetzt noch schnell ein Taxi ranwinken und den Rest hinter sich bringen. Ha, garnicht so leicht. Drei freie Taxen in jede Richtung wollten mich nicht. Lag es am leichten Wanken? Vielleicht. Nach einer halben Stunde erbarmt sich dann doch einer. Dann war es nur noch ein kurzer Augenblick und ich konnte mich ins Bett legen und meinen verdienten Schlaf antreten.
Es war wie immer. Anstrengend, feucht (um nicht zu sagen nass) und: the same procedure as every year. Dann bis zum nächsten Jahr. So long.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Auto fahren

Wenn man das Glück hat, ich bezeichne es jedenfalls als Glück, am Rande Berlins zu wohnen, dann muss ja auch irgendwo ein Haken sein. Und dieser Haken manifestiert sich im allmorgendlichen zur Arbeit fahren. Und natürlich auch der Rückweg gestaltet sich diesbezüglich sehr aufregend.
Es sind ja beileibe nicht alle Autofahrer, die sich auffällig verhalten.
Besonders fallen einem die besonderen Spezies „Alte Männer mit Hut“ und „Frauen“ auf. Ja, leider auch die Frauen. Tausende Vorurteile existieren diesbezüglich schon. Und ich denke, dass das alles nicht ausgedacht sein kann.
Diese beiden besonderen Gattungen der Menschheit kann man schon irgendwie in einem Atemzug nennen, da sie sich im Fahrstil und Fahrverhalten sehr ähnlich sind, ja vielleicht schon identisch sind.

Da sich mein Tätigkeitsfeld in ganz Berlin befindet, kann ich nicht mal sagen, dass diese besonderen Verkehrsteilnehmer nur in bestimmten Bezirken zu finden sind. Sie trifft man überall und zu jeder Tageszeit an.

Ich weiß nicht, ob alte Männer mit Hut oder Frauen den Verkehr mehr gefährden. Einige Besonderheiten bei diesen Gruppen sind aber festzustellen.

Gerade im Umland und in den äußeren östlichen Stadtbezirken bewegen sich morgens ab 6 Uhr (warum bloß schon um diese Uhrzeit?) schon jene Herren, die ihre blankgewienerten Karossen zum nächsten Einkaufcenter „fahren“, um ja die Sonderangebote der Supermärkte zu ergattern. Hauptsächlich bewegen diese einen Skoda. Wahrscheinlich machten sie in den 60´ern noch auf dem 1000 MB (mit Heckmotor) ihren Führerschein. Irgendjemand sollte diesen Herren mal sagen, dass die heutigen Skoda mittlerweile einen Frontmotor haben. Völlig ängstlich fahren sie mit geschätzten 10 km/h um Kurven, immer mit der Angst lebend, dass der nicht mehr verwendete Heckmotor das ganze Auto ausbrechen lässt. Vorher jedoch fahren sie getreu dem Motto: Bleibe ich 20 km/h unter der angegebenen Höchstgeschwindigkeit, kann ich nichts falsch machen. Dass morgens jedoch 99 Prozent zur Arbeit müssen und der Arbeitsweg bei den meisten Menschen nicht zur Arbeitszeit gehört, interessiert sie überhaupt nicht. Mit stoischer Ruhe, den Blick starr auf die Straße gerichtet, sich mit beiden Händen am Lenkrad festklammernd und Schalten in Zeitlupe fahren Sie ihres Weges. Nichts, aber rein gar nichts kann sie aus der Ruhe bringen. Nicht mal der überholende Radfahrer. Das ist schon bewundernswert. Beim Anfahren kommt es mir so vor, als wenn in diesen Autos die Schaltwege 50 cm betragen. Da man im Allgemeinen im Alter etwas kleiner wird (außer die männlichen Ohren) und auch die Arme sich wohl verkürzen, sind es schon beträchtliche Wege, die diese Herren beim Schalten zurückzulegen haben. Dies äußert sich dann eben in der Zeit, die man benötigt, den nächst höheren Gang einzulegen. Wenn man dann doch irgendwann mal die 50 erreicht hat (auf 60er Strecke), verharrt man dann auch bei dieser Geschwindigkeit. Klar, wenn man schneller werden würde, würde es im vierten Gang auch zu laut werden. Aber würden sie es auch hören? Wenn sie nicht grade ein Mini-Auto mit zulässiger Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h fahren, fahren sie auch noch riesige Schlitten, die auch mit den vorhandenen Brillenstärken nicht mehr überschaubar sind. Wenn dann noch die zänkische Ehefrau im trost- und farblosen Kostüm daneben sitzt, ist alles zu spät.

Hat man diese Herren dann endlich mit Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit um ca. 30 km/h und bei einem kurzfristigen Verbrauch von 25  Litern überholt, muss man wieder stark abbremsen.

Das nächste Problem in Form eines Atos´, Clios, Swifts, Yaris´ (oder wie sie alle heißen) steht bzw. kriecht urplötzlich vor einem.
Drinnen sitzt bestimmt eine mittelalterliche Frau, die entweder zum Geburtstag oder beim Bingo ihren Führerschein bekommen hat. Kaum über das Lenkrad schauend, so hinter dasselbe geklemmt, dass nicht mal mehr der Airbag aufgehen könnte, fahren sie ungefähr 20 km vorm Linksabbiegen auf der linken Spur. Etwaige Lücken zum Vordermann von mehreren hundert Metern beeindrucken sie überhaupt nicht. Toll, immer freie Fahrt! Schlimm wird es dann auf einer dreispurigen Fahrbahn, wenn gleich drei Kleinstwagen nebeneinander die Schneckentrophy beginnen. Na ja, Straßenverkehr ist schon besser, als gar keinen Verkehr.

(Nur nebenbei: Ganz schlimm sind auch jüngere Frauen, die zu Hause das Schminken vergessen haben. Da wird noch mal Lipgloss aufgetragen, die Wimpern getuscht, die Haare gebürstet. Männer sind da einfacher. Es wird kein Zusatzgerät benötigt um sich genüsslich und ausgiebig in der Nase zu bohren.)

Alten Männern mit Hut und Frauen ist aber das Verhalten vor und an Ampeln gemeinsam. Sobald ein rotes Licht zu sehen ist, kann auch schon mal hundert Meter vor der Ampel sein, wird rigoros abgebremst und bis zum Haltepunkt ausgerollt. Schaltet die Ampel auf Grün, beginnen die offensichtlich mechanischen Gehirne zu arbeiten. Da war doch noch was! Ah ja. Kupplung treten. Und dann? Ah ja. Gang einlegen. Welchen? Achso, den Ersten. Und dann gaaaanz langsam die Kupplung kommen lassen und Gas geben. Oh! Habe ja noch die Handbremse angezogen.
Alles noch mal auf Anfang und los! (Multitasking bei Frauen ist offensichtlich nur ein von der Emma gestreutes Gerücht.) Ist das alles geschafft, freut sich der alte Mann oder die Frau, dass der ständig fuchtelnde und meckernde Hintermann die Grünphase nicht geschafft hat und nun noch mal 5 Minuten warten muss. Wenigstens freut sich einer!

Da ist man schon das erste Mal völlig gestresst und muss sich mit diversen Atem- und Yogaübungen wieder normalisieren.

Das ganze wiederholt sich auf dem Nachhauseweg. Offensichtlich haben diese Verkehrsteilnehmer keine schönen Wohnungen oder angenehme Mitbewohner, da sie es sonst eiliger hätten.

Wann werden endlich Mutti- und Rentnerstraßen eingerichtet, welche sich in großem Bogen um die Städte schlängeln? Der behindernde Verkehr wäre aus den Städten raus, es gäbe weniger Unfälle (ich weiß wovon ich rede, ich sehe die Kleinstwagen nach einem Unfall die schon zu engen Straßen weiter verengend), viele wären früher auf der Arbeit und aufgrund des verminderten frühmorgendlichen Stresses auch produktiver.

Wenn man sich mal vorgenommen hat, alles zu akzeptieren, tolerant zu sein, dann kommen die Fahrradfahrer und Zwiebacksägenbesitzer und wollen auch noch am Straßenverkehr teilnehmen. Aber das ist ein ganz anderes Thema!
So long.