Montag, 30. Mai 2011

I don´t like monday-morning...

... aber nicht nur den.
Der Montag ist nicht der beste Tag der Woche. Hier beginnt eine arbeitsreiche, manchmal stressige Woche. An diesem Tag erwartet man schon heiß den Freitag. In dieser Woche natürlich schon den Donnerstag.
Aber wenn der Monatg so beginnt, wie er heute begonnen hat, dann kann man vom Rest der Woche nicht mehr viel erwarten.
Ich begebe mich also nach Prenzlauer Berg, ein Bezirk (war er jedenfalls mal) den ich eigentlich mag, da ich mich dort 40 Jahre lang rumgetrieben habe. Ich muss jetzt nicht ausführen, was man heute über diesen Bezirk alles erzählt. Aber Vorurteile sind es nicht. Es ist schlimmer. Die grauenvolle Wahrheit. Es leben heute weniger ursprüngliche Prenzlberger dort, als noch vor ein paar Jahren. Ich sage nur: Die Schwaben! Und die naturbesessenen, antiautoritär Erziehenden.
Es gibt dort eine Straße, die Gudvanger Straße. Dort befindet sich eine Gemeinschaftsschule. Gemeinschaftsschule? Was ist das? Diese Gemeinschaftsschule soll Lernstätte und Lebensraum für Schülerinnen und Schüler mit einer großen Heterogenität hinsichtlich ihrer Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten sein. Ein besonders Biotop. In diesem Biotop lernen Kinder aus drei bis vier Klassen jahrgangsübergreifend gemeinsam. TOLL! Nun gut, ich bin wohl einer der letzten Verfechter des alten, wohl konservativen Systems des Frontalunterrichts, da ich selbst gute Erfahrungen damit gemacht habe und auch bei den Mitmenschen meines Alters überwiegend nichts Gegenteiliges bemerkt habe. In der Wilhelm von Humboldt Gemeinschaftsschule (wenn sich Wilhelm nicht mal im Grabe noch die Haare raufen würde) findet offener Unterricht statt. 
Zitat: "Im Schullalltag sind die offenen Unterrichtsformen vielfach sichtbar und erkennbar:
  • Offene Türen
  • Lernstrecken auf den Fluren
  • Regelmäßige Lerngespräche statt Noten
  • Permanente Freiarbeit – selbständiges Arbeiten
  • Wertschätzen von Arbeitsergebnissen
  • Austausch der Materialen unter den Lerngruppen
  • Klare Regeln formulieren und durchsetzen"
Das kann ja alles gut und schön sein. Die Frage ist nur, ob die Kinder auch selbständig dadurch werden. Wenn man sich dort mal hinstellt, dann fragt man sich, ob nicht die Eltern ersteinmal lernen sollten, selbständig zu werden.
Junge Muttis mit Rucksäcken, welche wohl die eigenen Kleinigkeiten beinhalten, auf den Rücken geschnallt und zusätzlich noch Schulmappen, gefühlt 20 Kilo schwer, vor die Brust geheftet, damit Kevin, Thorben, Marie und Elisa ihre Kraft nicht schon vor dem offenen Unterricht vergeuden. Eine Armada von Fahrrad fahrenden (da kann sich China, Vietnam und der Rest Asiens noch ein Stück abschneiden) antiautoritär erzogenden, "rücksichtsvollen" Kindern, in bunten, geringelten, karierten, gestreiften, aus Sisal oder Hanf bestehenden Klamotten schiebt sich allmorgendlich die Straße lang. Wer früh kommt, bekommt auch noch einen Platz an der Hauswand oder an einem nahe der Schule stehenden Auto für sein Fahrrad. Später Ankommende parken weiter hinten und man kann nur hoffen, dass der Schulweg bis zum Parkplatz weiter war, als der Weg bis zum Eingang. Sonst lohnt sich der mit dem Fahrrad zurückgelegte, beschwerliche, von Fußgängern behinderte Weg ja nicht. Schlimmer wirds, wenn die ach so selbständigen Persönlichkeiten auf ihren Bambirädern von den glücklichen Eltern gebracht werden. Die Kinder freihändig fahrend, durchweg brabbelnd und zu den Eltern aufsehend, umkurven mit einer Leichtigkeit, Hindernisse aus zur Arbeit eilenden Menschen, während die ach so glücklichen Eltern auf ihren Fahrrädern im Kindersitz hinten das Brüderchen und auf dem Minisitz auf der Stange das Schwesterchen und im Korb am Lenker die Schultasche und den Turnbeutel hinterher balancieren. Es ist schon ein Wunder, dass keine schweren Unfälle passieren.
Alte Mensche, die dort in der Nähe einen Arzt aufsuchen müssen, gehen schon vorsorglich, wenn sie also noch keine Beschwerden haben, zu diesem, da sie nach diesem Parcour garantiert Herzprobleme, Verrenkungen und Blessuren unterschiedlichster Art haben.
Nachdem man sich damit abgefunden hat und nur noch kopfschüttelnd da steht, fällt einem auf, dass nicht alle Eltern ihre Sprösslinge mit dem Fahrrad bringen. Nein! Die, nach dem Aussehen her doch eher dem ökologischen Flügel der Gesellschaft zuzuordnenden Eltern, parken in der zu einem Nadelöhr sich entwickelnden Straße, in der zweiten (wenn sie könnten in der dritten und vierten) Reihe mit SUV´s jeglicher Coleur (Co-2-Ausstoß so um die 200 g/km). Endlich eine Lücke gefunden, heben sie, das Hupen vorbei wollender Autos ignorierend, ihre Liebsten aus den Kindersitzen und geleiten sie, natürlich die Schulutensilien tragend, in den offenen Schulbereich zu den, sich in den Fluren befindlichen Lernbereichen. Manche Eltern sieht man dann eine ganze Weile nicht mehr. Wahrscheinlich macht das Lernen dort so viel Spaß, so dass diese Eltern gleich mitmachen. Ich hoffe dochmal, dass es so ist und nicht, dass diese Eltern auch noch die ergonometrisch korrekte Sitzposition oder ähnliches überprüfen.
An dieser Schule wird viel gebaut. Noch ist nicht erkennbar, was überhaupt gebaut wird. Wahrscheinlich werden die Lernbereiche in den Fluren verbreitert, Rampen an den Ein- und Ausgängen angebracht, so dass die Eltern die Blagen direkt am Feng Shui ausgrichtetem Naturholztisch abliefern können.
Kinder, die allein den Schulweg meistern, gibt es wenige. Zu Fuß ist auch nur eine verschwindend niedrige Anzahl von aber in genauso bunten wehenden Tüchern gehüllten (sowas hat man nicht mal in Woodstock gesehen) Eltern zu sehen. Aber auch diese überqueren im Slalom mit einer bewundernswerten Ruhe die Straße, räumen, sichtlich ungenervt, die auf dem Bürgersteig stehenden Fahrräder kurz zur Seite, damit sie zwischen den Autos, nach zahlreichem Autospiegel umklappen und hängenbleiben, das achso geliebte Lernbiotop erreichen.
Nach dem Unterricht beginnt dann, das Erlernte anzuwenden. Zitat der Schule: "Bahn frei für den Forscherdrang". Was passiert eigentlich, wenn ein Fahrrad an ein Auto kippt? Hält die Stossstange eines Autos eigentlich das Gewicht eine Schülers aus?
Die vom Vormittag gestreßten Muttis haben jetzt keine Augen für Justin oder Chantal. Ein Stimmengewirr aus sich über Projekte austauschenden Muttis und kreischenden Bälgern ehebt sich über die grade noch halbwegs, nur durch ein paar Autos gestörte, Ruhe der Gudvanger Straße und des Humannplatzes. In sich verkantete Fahrräder werden quer über den Bürgersteig zerrend entwirrt. Wackelnd und ungeduldig auf die Muttis wartend, wird schon mal, im Slalom um zahlreiche Ranzen fahrend, der Heimweg angetreten, zurückgekehrt, um Mutti kreischend aufzufordern, endlich mitzukommen, damit das ökologische Müsli im heimischen Wirkungskreis eingnommen werden kann.
Zur Zeit muss es ja Müsli sein, da Salat, Tomate und Gurke passé sind. EHEC lässt grüßen. Ich wundere mich schon, das der Prenzlauer Berg nicht das EHEC-Epizentrum ist.
Wenn jetzt jemand den Eindruck bekommen haben sollte, ich mag keine Kinder und keine Ökos und keine antiautoritär erzogenen Kinder und keine Zugezogenen und keine Fahrradfahrer usw., dann könnte er eventuell recht haben.
So long.

Sonntag, 29. Mai 2011

Rüdesheimer Platz

Is wirklich ein schöner, ruhiger Platz. Und das mitten in Berlin. Gut bürgerlich, für manche bestimmt spießig. Aber wenn man älter wird, dann sieht man vieles etwas anders. Der Friedhof ist auch ganz nett. (Kann ein Friedhof nett sein? Ich weiß nicht.) Das Grab von Marlene Dietrich und Helmut Newton haben wir auch gesehen. Die Urnenhalle, sowas habe ich noch auf keinen anderen Friedhof gesehen.
Wieder zu Hause, muss man ja auch was essen. Also, ich bin wieder mal dran. Außer Wasser kochen, kann ich eigentlich nur mein Risotto. Aber ohne Risottoreis. Es darf nicht so schlotzig sein. Normaler Langkornreis mit etwas Wildreis. Dazu Champies, Salat, Zwiebel, Mais, Erbsen, Paprika und Parmesan. Echt Lecker. So, nun esse ick und dann mal sehen.
Bis denne denn. elkbrain